Bekommen unsere Enkelkinder überhaupt noch eine Pension? Nur, wenn der Sozialstaat erhalten bleibt.
Wir müssen unser Pensionssystem dringend an die gesellschaftlichen Entwicklungen anpassen, damit es für uns eine gute Zukunft bietet. Immer weniger Menschen arbeiten in stabilen Vollzeit-Jobs, sondern finden sich in unsicheren, schlecht bezahlten oder öfter unterbrochenen Beschäftigungsverhältnissen wieder. Sie bezahlen diese Entwicklung am Ende ihrer Erwerbskarriere mit einer geringen Pension. Leidtragend sind oft Frauen, die aufgrund von Kinderbetreuungszeiten oder Teilzeitarbeit weniger Sozialversicherungsbeiträge einzahlen konnten. Eine Pensionsreform ist dringend angezeigt, um ihr Einkommen im Alter anzuheben.
Das österreichische Pensionssystem wird vielfach bewundert. Das umlagefinanzierte System, in denen die aktuell Erwerbstätigen die Pensionen bezahlen, schützt uns vor hohen Gebühren und Volatilitäten der privaten, finanzmarktorientierten Versicherungswirtschaft. Unser Pensionssystem nimmt sich nach wie vor die Sicherung des Lebensstandards im Alter vor, und ist dabei weitaus erfolgreicher, als jenes unserer Nachbarn: Ein heute 20-Jähriger Deutscher muss nach 45 Berufsjahren mit einer staatlichen Pension auskommen, die weniger als 38% seines bisherigen Einkommens beträgt. Dieselbe Person darf in Österreich mit einer Pension von knapp 80% ihres Einkommens rechnen.
Dem österreichischen Pensionssystem wird darüber hinaus eine solide Finanzierbarkeit attestiert. Die EU-Kommission geht etwa davon aus, dass der staatliche Zuschuss zum Pensionssystem bis 2060 um 0,4% des BIP steigen wird, obwohl der Anteil der über 65-Jährigen kräftig wachsen wird. Wesentlich für die Finanzierbarkeit ist jedoch das Einkommen der derzeit Beschäftigten, denn sie zahlen mit ihren Beiträgen die Pensionen. Hohe Arbeitslosigkeit und ein zu geringes Lohnwachstum gefährden die Stabilität des Systems. Wer die Pensionen sichern will, muss daher für hohe Beschäftigung und produktivitätsorientierte Entlohnung sorgen. Gelingt das, so sind Reformen, die niedrige Pensionen erhöhen, machbar. Verzichtet man zukünftig hingegen auf das umlagebasierte System, macht man einer einzigen Anspruchsgruppe Freude: Der gewinnorientierten privaten Versicherungswirtschaft.
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Mythos: “Pensionen sind nicht mehr finanzierbar”